Glatte Muskeln

Darstellung glatter Muskelzellen der Blutgefäße (grün gefärbt); Urheber: Alizee Pathology LLC; Titel: Blood vessels in porcine skin;
Darstellung glatter Muskelzellen der Blutgefäße (grün gefärbt); Urheber: Alizee Pathology LLC; Titel: Blood vessels in porcine skin;

Unsichtbar und trotzdem da: mal als Bestandteil der Blutgefäße, mal als Baustein des Verdauungstraktes. Ohne sie ist kein Überleben möglich.

Teil der Krankheitsentstehung

Es geht meistens ganz schnell. Die Betroffenen kriegen schwer Luft, keuchen, setzen sich automatisch aufrecht hin und stützen beide Hände auf den Oberschenkeln ab. Je nach Schweregrad des Asthma bronchiale können sich die Symptome innerhalb kurzer Zeit komplett zurückbilden oder bei anhaltenden Beschwerden zu lebensbedrohlicher Atemnot oder Herzschäden führen.

In Hinblick auf die Krankheitsentstehung unterscheidet man zwischen dem allergischen und nichtallergischen Asthma. Beim nichtallergischen Bronchialasthma führen unspezifische Reize, wie kalte Luft, ungewohnt starke körperliche Anstrengung oder Luftverunreinigungen, zu einer überschießenden Abwehrreaktion bei der über die Bronchialwandrezeptoren, eine Art Sensor, das autonome Nervensystem aktiviert wird. In der Folge kommt es zu einer Ausschüttung der Transmittersubtanz Acetylcholin, die die glatte Bronchialmuskulatur langsam zusammenziehen lässt und somit die Luftwege verengt. Der Betroffene bekommt immer weniger Luft. 

Muskeln, aber anders

Im Gegensatz zur Skelettmuskulatur lässt sich die glatte Muskulatur auf unterschiedlichen Wegen unwillkürlich ansteuern. Die Muskeln in den Wänden der Hohlorgane, zum Beispiel in Magen, Darm, Harnblase, Uterus oder Harnleiter, werden autonom über die Schrittmacherzellen gelenkt. Diese Zellen sorgen dafür, dass ganze Zellverbände koordiniert zur Kontraktion gelangen. Im Falle der Darmperistaltik wird der Speisebrei auf diese Weise zum Darmausgang transportiert, in einem bestimmten Darmabschnitt durchmischt oder beim Erbrechen in die umgekehrte Richtung geschoben. 

Alles unter Kontrolle

Das autonome Nervensystem hat bei Ansteuerung der glatten Muskulatur das letzte Wort. Über seine beiden Hauptkomponenten Sympathikus, mit dem Neurotransmitter Noradrenalin und Parasympathikus, mit dem Transmitter Acetylcholin, kann das autonome Nervensystem die oben erwähnten Schrittmacherzellen in ihrer Funktion bremsen oder verstärken. Das autonome Nervensystem behält sich dabei das Recht vor, direkt auf die Kontraktion der glatten Muskelzellen einzuwirken. Konkret bedeutet dies, dass bei psychischem oder physischem Stress (Sympathikusaktivität hoch) die Darmtätigkeit, mit Hilfe von Transmittern Adrenalin und Noradrenalin, weitestgehend eingeschränkt wird. In Ruhephasen (Parasympathikusaktivität erhöht) hingegen, kommt es über die Ausschüttung von Acetylcholin zu einer gesteigerten Darmaktivität.

Auf die Dehnung kommt es an

Dass die Harnblase nicht bereits bei geringsten Mengen Urin überläuft, verdanken wir den glatten Muskeln. Werden diese mit einem Spannungsanstieg konfrontiert, lassen sie nach einer Dauer von Sekunden bis Minuten die Spannung langsam wieder sinken. Durch dieses „Nachgeben“ wird die Harnblase geschützt und der Harndrang hinausgezögert. Das Harndranggefühl kann sich erst ab einem Füllungsvolumen von 350 bis 450 ml einstellen.

Langsamer das Ziel erreichen

Auch im Umgang mit einem Asthmaanfall wird die verlangsamte Entspannung der glatten Muskulatur berücksichtigt. Eine Herabsetzung des Bronchialmuskeltonus soll über eine vertiefte Ein- und Ausatmung erzielt und die Luftnot damit vermindert werden. Zahlreiche Untersuchungen zu den Auswirkungen des Atemtrainings auf das Asthma sind nicht miteinander vergleichbar und damit nicht aussagekräftig genug. Hoffnung machen die Angaben der Betroffenen. Diese weisen auf eine, durch das Atemtraining, verbesserte Lebensqualität hin.

Fazit

Die glatte Muskulatur ist in ihrer Funktion eine einzigartige, in den Wänden von Hohlorganen vorkommende Gewebestruktur, die durch das autonome Nervensystem gesteuert wird. Sie ist beteiligt an der Weit- und Engstellung der Blutgefäße, der rhythmischen An- und Entspannung der Bronchialmuskulatur sowie wellenförmigen Bewegungen des Darmes. Bei Fehlfunktionen ist sie oft eine wichtige Mitursache - weshalb genau, wird derzeit weiter erforscht. 

 

Quellen:

 

Holloway  EA, Ram  FSF. Breathing exercises for asthma. Cochrane Database of Systematic Reviews 2004, Ausgabe 1. Art. Nr.: CD001277.

 

Pollard T., D., Lippincott-Schwartz J., Earnshaw W., C. & Johnson G., T. (2017). Cell biology. 3. Auflage. Elsevier Verlag.

 

Thews G., Mutschler E. & Vaupel P. (2015). Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen. 7. Auflage. Wiss. Verl.-Ges..

 

Illustrationen:

 

Urheber: Alizee Pathology LLC, Titel: Blood vessels in porcine skin, Lizenz:

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

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